Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur und Medien - Prof. Dr. Oliver Jahraus
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Kolloqium vom 29. März bis zum 2. April in Dubrovnik "Schwellen, Stufen, Klippen"

Schwellen, Stufen, Klippen bezeichnen Diskontinuitäten, positiv gewendet: Wegmarken oder negativ gewendet: Hindernisse auf der Bahn einer Bewegung, die den Weg als solchen überhaupt erst zu Bewusstsein bringen. Schwellen, Stufen, Klippen erzeugen eine Differenz auf diesem Weg und schaffen eine Situation in zeitlicher und räumlicher Struktur, eine Situation davor und danach, davor und dahinter, indem sie entweder einen hauchdünnen Schnitt anbringen oder aber eine ausgedehnte Transitionsphase einschalten. Es sind Schwellen, Stufen, Klippen, die uns uns selbst Vor dem Gesetz oder Nach der Sozialgeschichte wiederfinden lassen.

Aus der einen Differenz gehen andere hervor: So erzeugt die Differenz von davor und danach, davor und dahinter zugleich die Differenz von Weg und Bewegung, von Weg und Raum, und ganz grundsätzlich wird erst dadurch a posteriori geschaffen, was wir als a priori immer schon annehmen: Weg, Bewegung, Raum und Zeit, Ursprung und Ziel.

Schwellen, Stufen, Klippen bezeichnen aber unterschiedliche Formen der Markierung von Differenz, unterschiedliche Formen der Diskontinuität. Wo die Schwelle uns nur die Markierung und mithin den Weg als solche deutlich macht, verändert die Stufe den Weg selbst und hebt uns auf ein anderes Niveau. Doch die Idee des Aufstiegs, der Entwicklung, des Fortschritts, des Höhersteigens ist ambivalent, weil jede Stufe sich dann auch als Klippe erweisen kann, an der uns der Absturz droht.

Unsere Gespräche drehen sich um die Ausarbeitung jener Phänomene, die mit den Begriffen von Schwellen, Stufen, Klippen umschrieben werden können. Sie wollen sich auf die literarischen und philosophischen, auf die ästhetischen und theoretischen Ausformungen von Schwellen, Stufen, Klippen begeben und auf der einen Seite ihre konkreten Erscheinungsweisen beleuchten, während auf der anderen Seite Schwellen, Stufen, Klippen geradezu als abstraktes Modell einer Literatur-, Philosophie- und allgemein Kulturgeschichte der Moderne und der Gegenwart ausgetestet werden sollen.