Kongress "Schrift und Bild in Bewegung" und die Folgen
Im Mai/Juni 2000 fand am „Institut für Deutsche Philologie", am „Institut für Komparatistik" und am „Institut für Deutsch als Fremdsprache" der Ludwig–Maximilians–Universität München ein Fachkongress unter dem Titel Schrift und Bild in Bewegung statt. Unterstützt wurde dieser Kongress hauptsächlich von der Universitätsgesellschaft und der Landeshauptstadt München. Zusammen mit Prof. Dr. Bernd Scheffer hatte ich die Gesamtleitung übernommen. Über 100 Referenten und Referentinnen aus 10 Ländern kamen an 5 Wochenenden in 8 Sektionen zu Vorträgen und Diskussionen nach München.
Der Fachkongress hatte die Aufgabe, die mediale und medientechnologische Situation an der Schwelle vom alten zum neuen Jahrtausend aus der wissenschaftlichen Perspektive zu diskutieren. Als Gegenstand aktueller und zukünftiger Theoriebildung in Forschung und Lehre steht eine Medienkultur der 'Weltgesellschaft‘ im Blickpunkt, deren Denken und Logik, deren Kunst, deren Erziehungssystem, deren Organisation lange von der Schrift dominiert waren, die sich nun aber vehement und umfassend anschickt, durch technisch-elektronische Medien zunehmend zu einer dynamischen Schrift-und-Bild-Kultur zu werden. "Schrift" und "Bild" stellen zwar 'alte‘ Medien dar, die schon immer, wie unzählige historische und literarhistorische Beispiele zeigen, verknüpft waren, die aber unter heutigen Bedingungen ein ganzes Spektrum medialer Möglichkeiten und technischer Innovationen bündeln. Medien- und Zeichentheorien, so unterschiedlich die Ansätze auch sind, haben mittlerweile auch umfassende Konzeptionen entwickelt, wie die beiden Bereiche als nicht zuletzt historisch bedingte Zeichen- und Mediensysteme begriffen werden können. Dabei geht es weniger um eine 'Medienkonkurrenz‘, sondern vielmehr um die Mechanismen medialer und semiotischer Durchdringung.
Der Fachkongress war interdisziplinär und international besetzt; er versammelte in seinen 8 Sektionen ausgewiesene Repräsentanten der jeweiligen Forschungsschwerpunkte. Das - nicht zuletzt studentische - Publikum konnte sich so über den aktuellen kulturwissenschaftlichen Forschungsstand des jeweiligen Schwerpunktes exemplarisch informieren. Es wurde ein Beispiel dafür gegeben werden, wie eine zukünftige 'Medienkulturwissenschaft‘ auszusehen hat: Sie soll sich in kompetenter, systematischer sowie historischer Medienbeobachtung, fundierter Medienkritik, aber ebenso didaktischer Vermittlung von Medienkompetenz bewähren:
Sektion 1 "Elektronisches Publizieren" (geleitet von Georg Jäger und Fotis Jannidis vom 27.-28.5.2000)
Sektion 2a "Inszenierungen" (geleitet von Gerhard Neumann und Claudia Öhlschläger vom 9.-11.6.2000)
Sektion 2b „Schrift und Bild und Körper" (geleitet von Ulrike Landfester und Rainer Topitsch vom 10.-11.6.2000)
Sektion 3a „Schrift und Bild im Film" (geleitet von Hans-Edwin Friedrich und Uli Jung vom 16.-17.6.2000)
Sektion 3b „Der Holocaust zwischen den Medien" (geleitet von Matias Martinez vom 17.-18.6.2000)
Sektion 4a „Schrift und Bild beim Lehren und Lernen" (geleitet von Klaus Kiefer vom 23.-25.6.2000)
Sektion 4b „Lernen und Lehre digital" (geleitet Volker Deubel vom 23.-25.6.2000)
Sektion 5 „Materialität von Schrift" (geleitet von Konrad Ehlich, Erika Greber, Jan-Dirk Müller, Angelika Redder vom 30.6.-2.7.2000).
Der Fachkongress wurde zusammen mit dem Gesamtveranstaltungsprogramm „Schrift und Bild in Bewegung" mit einer Ansprache des Münchner Kulturreferenten, Herrn Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, und dem Vortrag von Herrn Prof. Dr. Friedrich Kittler, Berlin, am Freitag, 26. Mai 2000, eröffnet. Die Kongressbände erscheinen in der Reihe "Schrift und Bild in Bewegung" (hg. von Bernd Scheffer und Oliver Jahraus) im Aisthesis Verlag, Bielefeld.
Die Idee des Kongresses, die mediale Situation um die Jahrtausendwende mit historischen Perspektivierungen zu bilanzieren, hat sich als Leitidee der ursprünglich nur den Kongress dokumentierenden Reihe „Schrift und Bild in Bewegung“, herausgegeben von Bernd Scheffer und mir, umfassend und fast schon als eigenes (wenn nicht Forschungsparadigma, so doch wenigstens als) Forschungsfeld durchgesetzt. Die Reihe wird daher fortgesetzt und versammelt mittlerweile 10 einschlägige Bände.